„Der Weinberg will jeden Tag seinen Herrn sehen", so die Aussage meines Großvaters von damals.
Dank der heutigen Technik ist das nicht mehr notwendig. Und wegen einem einzelnen mit Krankheit
befallenem Blatt muss nicht gleich die „große Giftspritze" her. Ich behandle die Rebstöcke lieber
einmal mehr mit einem milden Mittel als wenige Male mit der dicken „Chemiekeule". Falls nun doch,
trotz der einen einzigen Rute, immer noch zu viele Trauben am einzelnen Stock hängen, beginnt die
mühsame Arbeit der Ertragsregulierung, da auch ich eine Höchstmengenregulierung habe, die genau
vorschreibt, dass man höchstens 90 Liter pro Ar ernten darf. Das Zuviel an Trauben schneide ich einfach
ab und es geht zu Boden. Nur auf diese Weise gelingt es, eine überzeugende Weinqualität zu erzeugen.
Im Herbst bestimme ich den Zeitpunkt der Weinlese selbst, da ich an keine Winzergenossenschaft angeschlossen bin,
die mir den Termin vorschreibt. Der Höhepunkt des Winzers ist nun erreicht, und jetzt hilft die ganze Familie sowie
Freunde und Bekannte mit. Meistens ernte ich zweimal in einem Weinberg, um wirklich immer nach Reifegrad der Beeren
zu herbsten. Das Optimum ist ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Säure und Alkohol. Natürlich wird mit der Hand gelesen.
Durch viele Tests wurde bewiesen, dass nur die schonensde Verarbeitung des Lesegutes auch die beste Qualität ergibt.
Auch wird das Stielgerüst entfernt, damit keine Kammsäure in den Traubensaft gelangt. Mein Wein reift und gärt in Edelstahltanks,
damit ich absolut sortentypisch ausbauen kann. Kein Licht, absolut geruchs- und geschmacksneutral sowie keinerlei Verdunstung ist möglich.
Und das Wichtigste: die Sauberkeit! Diese Fässer sind optimal zu reinigen und so können sich keine Bakterien bilden.
Der gleiche Weinberg, die selben Trauben- und dennoch schmeckt jedes Jahr der Wein anders. Gut so! Einen Einheitswein will ich nicht.
Unser Herrgott weiß schon was er macht. Und wenn er es so wachsen lässt, pfusche ich ihm nicht mit irgendwelchen Hilfs- mitteln ins Handwerk.
Schwefel allerdings muss sein. Aber nur genau so viel wie nötig, und nicht mehr, um den Wein haltbar zu machen.
Vergleichen Sie doch bitte mal die Werte der Analysen mit anderen Weinen. Mehr „Durchblick beim Wein"!
Nun steht der Kellermeister vor dem großen Fass und spricht mit seinem Wein:
"Gefangener verzage nicht, dein Befreier steht vor dir! "
Dieser Zeitpunkt ist gekommen, wenn der Winter vorbei ist und es auch in meinem gewölbten Keller etwas wärmer wird, etwa
Ende Mai bis Anfang Juni.